Psychosomatik




Rüdiger Breit, Karin Zimmer und Rainer Zwisler (1994)





Systeme psychophysiologischer Zusammenhänge

Physische Funktionen, die aus psychischen Quellen beeinflußt werden

In diese Kategorie fallen vor allem drei Funktionen:

Willkürliche Verhaltensweisen (z.B. Hunger -> koordinierte Bewegungen zur Beschaffung von Nahrung);

Audrucksinnervation (physiologische Prozesse, die emotionale Spannung entladen, wie Weinen, Lachen, Erröten oder Gestikulieren) und

vegetative Reaktionen auf emotionale Zustände (z.B. Magentätigkeit, Herzrate, Atemfrequenz, Blutdruckänderungen).

Nach ALEXANDER (1971) hat jeder emotionale Zustand sein eigenes physiologisches Syndrom. Sympatische Erregung macht allgemein zum Handeln und aktiven Eingreifen bereit. Dauererregung kann bei Konkurrenz, Aggressions- und Feindseligkeitshaltungen usw. auftreten; es kann zu Migräne, Herzneurose, Hochdruck oder Überfunktion der Schilddrüse kommen. Parasympatische Erregung tritt bei Rückzug oder Begeben in Abhängigkeit auf. Dauererregung tritt bei Nicht-Befriedigung der hilfesuchenden regressiven Strebungen (Abhängigkeitsbedürfnisse) auf; Durchfall, Erschöpfungszustände, Dickdarmentzündung, usw. fallen darunter.

Spezifität emotionaler Faktoren bei somatischen Störungen

Die Spezifität der einzelnen Krankheiten ist innerhalb der beiden Grundhaltungen Flucht/Kampf und Rückzug aus der Konfliktsituation zu suchen.

Im Speziellen lassen sich folgende Zusammenhänge aufzeigen: Heiterkeit führt zu Lachen; Furcht zu erhöhtem Blutdruck und beschleunigter Herzfrequenz. Der unbewußte Wunsch nach der beschützenden Mutter soll zu Asthma führen.

Es lassen sich drei Konzepte nennen:

Konzept der stimulusspezifischen Reaktion: Ein bestimmter Reiz oder eine Reizklasse ruft zwischen verschiedenen Individuen gleichartige oder ähnliche Reaktionsmuster hervor (Affekt als Wahrnehmung körperlicher Veränderung).

Konzept der individualspezifischen Reaktion: Ein Individuum reagiert gleichartig und typisch auf unterschiedliche Reize, in dem Sinne, daß es stets im selben physiologischen System seine Maximalreaktion zeigt oder daß sogar eine stabile Ordnung zwischen stärker und schwächer reagierenden Funktionssystemen existiert.

Konzept der motivationsspezifischen Reaktion.

* Beziehungen zwischen nervösen und hormonalen Ablaufsformen

Sympatische Erregung wird durch Adrenalin aus Hypophyse und Nebennierenrinde ausgelöst; parasympatische Erregung wird durch Noradrenalin gesteuert. Nervöse Mechanismen sind in akuten Situationen von besonderer Bedeutung; hormonale Folgen sind bei chronischen Belastungen vorherrschend. Gehemmter aggressiver Antrieb kann z.B. folgende Folgen haben: Gesteigerte Sympaticusaktivität (Herzklopfen, Schwitzen) und gesteigerte Produktion von Corticosteroiden (Nierensymptomatik, Hochdruck).

* Persönlichkeitstyp und Krankheit

Der Nachweise des Zusammenhanges zwischen Persönlichkeitstyp und bestimmten Krankheiten erfolgt durch mehr oder weniger signifikante Korrelationen. So lassen sich aber keine kausalen Aussagen machen. Folgende Beispiele werden genannt (cf. DUNBAR):

Magenerkrankungen -> überaktiv, schwer arbeitend, harte Schale - weicher Kern

Knochenbrüche -> impulsiv, unsystematisch, abenteuerlustig

Herzinfarkt -> Typ-A-Verhalten, zielbewußt und strebsam, leistungs- und erfolgsorientiert

Unfallpersönlichkeit -> emotionale Gespanntheit, Neigung zu Fehlleistung

EYSENCK stellt eine Verbindung zwischen den beiden Skalen Introversion/Extraversion und Neurotizismus und verschiedenen Erkrankungen her. Nach KRETSCHMER hängt die Krankheitsneigung vom Körperbau ab:

Leptosome: Lungen- und Magengeschwür;

Pykniker: Rheums, Arteriosklerose, Gallenleid;

Athletiker: Epilepsie, Migräne.

Auslösende Familienkonstellation

Bestimmte Familienkonstellationen führen nicht zu bestimmten psychosomatischen Krankheitsbildern; der psychosomatische Patient ist oft symbiotisch abhängig vom primären Objekt (besitzergreifende Mutter). Die Eltern sind häufig chronisch funktionell organisch krank. Folgende allgemeinen Zusammenhänge werden genannt:

mangelnde Fürsorge im Säuglingsalter -> inaktiv, depressiv

Probleme in der Sprachentwicklung oder Motorik -> Zwangscharakter

Probleme in der sexuellen Reifung (2-5 Jahre) -> hysterischer Charakter

Allgemeine Psychosomatik

Psychosomatik ist die Richtung der medizinishen Forschung und Praxis, die seelische, körperliche und soziale Faktoren integrativ betrachtet.

Überblick zur historischen Entwicklung der Psychosomatik

Spekulativ-intuitive Gedanken über psychosomatische Zusammenhänge wurden bereits in der Antike und dann speziell in der deutschen "romantischen Medizin" zu Beginn des 19. Jahrhunderts betrachtet.

* Freud

FREUD (1900) gilt als Initiator der modernen Psychosomatik durch seine Beobachtungen der Hysterie und der Angstneurose und der Verwendung von Begriffen wie Konversion und Organwahl. In der Phasenlehre wird die Parallelität von körperlicher und seelischer Entwicklung betont. Nach dem Konversionsmodell entwickeln sich körperliche Symptome aus psychischen Konflikten: Durch die Konversion wird eine Unlust bereitende Vorstellung dadurch unschädlich gemacht, daß sie ins Körperliche umgesetzt wird. Das Symptom bindet die psychische Energie und hält die unerträgliche Vorstellung unbewußt, erfordert aber auch zusätzliche Aufmerksamkeit und und führt sekundär zu verstärkter libidinöser Besetzung; es hat also sowohl Befriedigungs- als auch Bestrafungscharakter.

Die Unterscheidung zwischen Psychoneurosen und Aktualneurosen betrifft die Symptome: Starke Phantasietätigkeit und Symbolisierungstendenz vs. ausgeprägte vegetativ-körperliche Symptome. Er erkannte zwei grundverschiedene Mechanismen der körperlichen Symptomentwicklung:

Konversionssymtome bei der Hysterie;

Somatisches Äquivalent der Angst bei Angstneurosen.

* Groddeck

GRODDECK (1917) prägte den Begriff des "Es", von dem wir gelebt werden. Krankheitsvorgänge sind sinnvolle Leistungen des Es. Körpersymptome drücken symbloisch etwas aus. Das Es ist die Quelle direkter Organbesetzungen, es enthält auch die Naturkräfte. Damit wird der Konversionsbegriff auch auf innere Organe anwendbar, die vom vegetativen Nervensystem gesteuert sind. Internistisch Kranke können deshalb psychoanalytisch behandelt werden. "Die Psychoanalyse darf und wird vor organischen Leiden nicht haltmachen."

Das Konversionsmodell wurde auf alle Krankheiten angewandt: Alle organischen Krankheiten sind Ausdruck seelischer Störungen.

* Von Uexküll

Mit J. VON UEXKÜLL (1945), begann die streng wissenschaftliche psychophysiologische Phase der Psychosomatik. Psychosomatische Erkrankungen werden als durch innere Motivkonstellationen ausgerichtete Handlungsbereitschaften auf chronische Reize betrachtet. Psychologisch gesehen handelt es sich um nicht zum Austrag kommende Handlungen. Physiologisch gesehen liegt eine anhaltende Bereitstellung vor, die nie abgerufen wird und deshalb pathogen wird.

Er geht von folgendem Vorstellungsmodell der Handlung aus:

Ein Ausschnitt der mich umgebenden Welt wird gedeutet (Apfelbaum);

Das Gedeutete gibt mit Handlungsanweisungen (pflücken);

Im Umgang erfolgt die Prüfung, ob Deutung und Handlungsanweisung richtig waren.

So entsteht menshliche Erfahrung. Nicht das Ich denkt, sondern das Motiv; identifiziert sich das Ich mit dem Motiv, entsteht eine Willenshandlung. Motive lassen sich durch Realisierung, Verzicht (Aufschub oder Sublimierung) oder Verdrängung bzw. Abwehr modifizieren.

Thure von UEXKÜLL vertritt die These, daß die Patienten mit funktionellen Krankheitsbildern mit den kulturgebundenen Syndromen unserer Industriekultur zu tun haben (Reaktion bestimmter Menschen auf das "Unbehagen an der Kultur").

* Alexander

ALEXANDER (1950) ordnete bestimmte psychodynamische unbewußte Konfliktsituationen bestimmten Krankheiten zu (Spezifitätstheorie, siehe oben): jeder emotionale Zustand weist sein eigenes physiologisches Syndrom auf. Er unterschied zwischen Konversionssymptomen (symbolische Entladung psychischer Inhalte) und vegetativer Neurose (psychologische Organreaktionen auf chronische Zustände, z.B. Angst: Asthma, Ulcus duodeni, essentielle Hypertonie usw.). Die vegetativen Neurosen entstehen auf der Grundlage eines unbewußten Konflöikts im Zuge einer neurotischen Fehlentwicklung, die dazu führt, daß eine auf Außenobjekte gerichtete Handlung nicht ausgeführt wird. Die emotionale Spannung kann nicht abgeführt werden und die sie begleitenden vegetativen Veränderungen persistieren. In einem zweiten Schritt kann es dann zu Gewebsveränderungen und irreversiblen organichen Erkrankungen kommen. Die physiologische Reaktion besitzt hier keinen Ausdruckscharakter; sie ist ein Anpassungsvorgang des Organismus.

Zur Frage der Organwahl meinte er, daß die vegetative Neurose von einem spezifischen Konflikt in Gang gehalten wird. Bleibt die Befriedigung von Geborgenheits- und Abhängigkeitswünschen aus, dann manifestieren sich die vegetativen Reaktionen in Fehlfunktionen als Ergebnis gesteigerter parasympatischer Aktivität. Werden die Ausdrucksmöglichkeiten von Konkurrenz- und Aggressionshaltungen gehemmt, dann ist ein Dauererregungszustand des sympathisch-adrenergen Systems die Folge.

ALEXANDER betrachtet auch die Einflüsse von Kindererziehung und emotionalen traumatischen Erlebnissen. Für die Therapie ist aber nur die Gegenwart wichtig. Die Krankheitsentstehung hängt ab von:

psychodynamischer Konstellation;

Lebenssituation;

körperlicher Konstitution (z.B. Anfälligkeit eines bestimmten Organsystems).

Systematik der psychosomatischen Krankheitsbilder

Die im folgenden dargestellte Systematik beruht im wesentlichen auf VON UEXKÜLL.

* Ausdruckskrankheit

Monosymptomatische Hysterien (z.B. Lähmungen, Sensibilitätsstörungen) drücken anderen gegenüber etwas aus. Konversionssymptome entstehen durch Konflikte zwischen individuellen und sozialen (Über-Ich) Motiven; sie bedienen sich des sensorischen Nervensystems und sie benötigen einen Partner, um sich auszudrücken. Kern des Konfliktes ist gewöhnlich ein aus dem ödipalen Konflikt herrührender Wunsch, dessen Vorstellung verdrängt werden muß. Die Motive sind vollständig verdrängt. Sie sind durch Bewußtmachen des verdrängten Konfliktes heilbar.

* Bereitstellungskrankheit

Es gibt Motive, die bewußtseinfähig sind und sich in einer Handlung verwirklichen können, jedoch zusätzlich in den tieferen Funktionskreisen des Organismus bestimmte Stimmungen und Bereitstellungen wecken:

Vegetative Bereitstellungen (Erhöhungen von Herzfrequenz und Blutdruck);

Stimmungen (Wut, Angriffslust, Angst).

Kommt es zur Handlung, wird die Bereitstellung aufgebraucht, im Bereich der Stimmungen erfolgt eine Entspannung und Befriedigung. Kommt es nicht zur Handlung, laufen die Stimmungen und Bereitstellungen ununterbrochen weiter; dies kann auf längere Zeit zu Organveränderungen führen. Die Symptome haben keinen Ausdruckscharakter.

Bereitstellungskrankheiten entsprechen den Organneurosen bei ALEXANDER. "Bereitgestellte" Organe kehren nach der Handlung in die mittlere Ausgangslage zurück und sind dann für neue Bereitstellungen verfügbar; damit geht ein Gefühl der Entspannung einher (z.B. Hunger -> Magentätigkeit -> Essen -> Sättigung). Kommt es aber nie zur entspannenden Handlung, dann läuft die Bereitstellung immer weiter und wird pathogen (z.B. Hunger -> Magentätigkeit -> nicht essen -> Übersäuerung des Magensaftes, Hypersekretion -> Ulcus, Sodbrennen).

Funktionelles Syndrom

Es handelt sich um Störungen der vegetativ gesteuerten Funktionen, die als Folge von seelischen Konflikten entstehen. Kopfdruck, Verdauungsbeschwerden oder Schlaflosigkeit fallen unter das funktionelle Syndrom; es handelt sich um den Übergangsbereich zwischen gesund und krank. Funktionelle Syndrome hinterlassen normalerweise keine nachhaltigen organpathologischen Veränderungen, weil die Motivkonstellationen schnell wechseln und mit ihnen Stimmungen und Bereitstellungen. Betroffen sind nervöse und labile Patienten mit inkonsistenten Beschwerden als Folge von unbewußten seelischen Konflikten. Dieses Syndrom ist nur schwer zu behandeln.

Sekundäre Ausdruckskrankheit

Bei neurotischen Patienten mit bereits somatischer Krankheit kommen die dazugehörigen Symptome erst zum Ausdruck, wenn psychische Konflikte auftreten. Die primäre organische Krankheit bekommt sekundär einen Ausdrucksgehalt. So werden z.B. bei der Rentenneurose schon bestehende Leiden (Herzschwäche, Ohnmacht, Schwindel) von der sekundären Ausdruckskrankheit benutzt.

* Konversion

Der Begriff der Konversion stammt von FREUD. Er bezeichnet die Umsetzung psychischer Konflikte in somatische Symptome. Aus den körperlichen Symptomen "sprechen" verdrängte Vorgänge (Symbolcharakter der Symptomatik). Dabei wird der konfliktinduzierende Wunsch wie folgt behandelt:

Verdrängung der entsprechenden Vorstellungsbilder;

Verwendung der Libido zur Schaffung körperlicher Symptome.

Notfallreaktion

Notfallsreaktionen werden auch als Cannon-Syndrom nach CANNON (1942) bezeichnet. Es handelt sich um eine vom sympatisch-adrenergen System gesteuerte psychophysische Aktivitätssteigerung als Vorbereitung zum Kampf oder zur Flucht. Das Gegenteil davon ist der Totstellreflex.

* Streß

Streß ist die Reaktion auf Überbelastung, Überforderung, Verlust der Homöostase. Bei dem allgemeinen Anpassungsyndrom, das z.B. bei physischer Extrembelastung auftritt, bilden sich folgende Reaktionen (cf. SELYE, 1977):

Alarmstufe mit Schock und Gegenschockphase;

Resistenz- und Anpassungsphase;

Erschöpfungsstadium.

Über ACTH wird die Nebennierenrinde zu vermehrter Abgabe von Kortikoiden veranlaßt; über das sympatische NS wird das Nebennierenmark zur Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin veranlaßt. Eustreß ist positiver, Disstreß ist negativer Streß. Das medizinische Modell von SELYE (1948) sieht folgendermaßen aus: Streß ist die unspezifische Reaktion des Körpers auf jede Anforderung, die an ihn gestellt wird. Durch abnorme Belastung kommt es zu einer Verletzung des Organismus, die ein allgemeines Adaptationssyndrom im Körper auslöst.

Nach LAZARUS (1966) finden dabei folgende psychischen Vorgänge statt: Ein belastendes Ereignis hat zusammen mit anderen oder alleine eine körperliche, psychische oder psychosomatische Krankheit zur Folge.

Zuerst findet eine primäre Einschätzung und Neueinschätzung statt (Einschätzung von Bedrohung, Schaden/Verlust, Herausforderung);

dann kommt es zu einer sekundären Einschätzung (Einschätzung der Bewältigungsmöglichkeiten, Streßerleben, Emotionen wie Angst) und

schließlich werden Copingstrategien eingesetzt: Problemlösefunktion und Selbstregulation von negativen emotionalen Zuständen. Dazu können Informationssuche, direkte Aktionen, Aktionshemmung und intrapsychische Bewältigungsformen eingesetzt werden.

Zuletzt erfolgt ein Reappraisal.

Nach JANKE (1974) besteht folgende Klassifikation von Stressoren:

Äußere Stressoren;

Behinderung der Befriedigung von primären Bedürfnissen;

Leistungsstressoren;

Soziale Stressoren;

Konflikte.

* Rentenneurose

Die Rentenneurose ist eine Form der Begehrensneurose; es handelt sich um eine sekundäre Ausdruckskrankheit. Sie wird durch hartnäckiges Streben nach einer Reihe von Entschädigungen für Krankheit oder Unfall ausgelöst. Unbewußte Wunschvorstellungen spielen dabei eine große Rolle. Der Kampf gegen die Behörden nimmt oft sadomasochistische und paranoiode Züge an; er verhilft dem Patienten, seine Kontaktstörungen und seine Ängste zu kompensieren. Sind diese Personen einmal in Rente, verfallen sie häufig in Apathie.

Organwahl

Der Begriff Organwahl bezeichnet bei Konversionsneurosen die Zusammenhänge zwischen Krankheitssymptom und dem zugrundeliegenden Konflikt (warum gerade dieses Organ?). Die Organwahl hängt von folgenden Faktoren ab:

vorangegangene echte Krankheitserfahrung des Patienten;

Krankheiten von Familienmitgliedern;

Modeansichten.

Organsprache

Organsprache ist die Bezeichnung für die symbolische Bedeutung eines Symptoms bei Konversionsneurosen: Die Neurose "spricht" mit dem Organ symbolisch einen Konflikt aus (z.B. Herzfehler aus Liebeskummer).

Organdefizit

Ein Organdefizit (bzw. Organminderwertigkeit) ist die durch Unterentwicklung bedingte Minderwertigkeit eines Organs. Es handelt sich um den Grundbegriff und Ausgangspunkt der Individualpsychologie von ADLER.

Krankheit und soziokultureller Konflikt

Der Zusammenhang zwischen Krankheiten und soziokulturellen Konflikten läßt sich nicht eindeutig nachweisen; es liegt noch keine vollständige Theorie vor. Folgende möglichen soziokulturellen Auslöser für Krankheiten werden diskutiert:

Umwelt (Lärm, Luftverschmutzung, Infekte, Naturkatastrophen)

sozial (Erziehungsfehler, frühkindliche Fehlprägungen)

technisch (Berufskrankheiten, Pharmaka)

gesellschaftlich (Ernährung, Sucht, Autofahren, Bewegung)

psychisch (Streß, Affekte)

Wird man von der Mitwelt (soziale Gruppe und Gemeinschaft) abgelehnt und isoliert, so können dadurch ebenfalls psychosomatische Krankheiten ausgelöst werden.

Spezielle Psychosomatik

* Eßstörungen

Am Anfang ist das Leben mit der Nahrungsaufnahme angefüllt. Das Kind erfährt Linderung von Unbehagen beim Gefüttertwerden; es wird gleichbedeutend mit Geliebtwerden. Es besteht ein emotionaler Zusammenhang zwischen Saugen und Lustgefühlen; werden diese Emotionen verdrängt, entsteht eine anhaltende Spannung, die sich auf die verschiedenen Phasen des Verdauungsprozesses auswirken kann.

Bald erfolgt die Bildung einer aktiveren oralen Possesivität, die in orale Aggressivität übergeht, wenn die orale Rezeptivität nicht erfüllt wird. Es kommt zu ersten Schuldgefühlen.

Bei nervösem Erbrechen wird die einverleibte Nahrung wegen intensiver Schuldgefühle erbrochen, denn das Geschluckte muß zurückgegeben werden. Die aggressiv-symbolische Bedeutung des Essens spielt dabei eine wichtige Rolle.

Inappetenz ist vor allem bei Kindern eine Ausdruckskrankheit; es kann sich auch um eine Begleiterscheinung vegetativer Bereitstellungen handeln (Angriff, Flucht, Angst) oder um Abwehr oraler Aggressivität (Verschiebung sexueller Konflikte auf die orale Ebene).

Anorexia Nervosa zeigt sich in periodischem oder chronischem Appetitverlust, Erbrechen, erheblicher Gewichtsabnahme, Stillstand des Wachstums, Ausbleiben der Menstruation, Ermüdung, Schwinden sexueller Bedürfnisse und gesteigertem Bewegungsdrang. Betroffen sind vor allem junge Frauen (16-25 Jahre) in der Pubertät. Der Grundkonflikt besteht in Schuldgefühlen, die sexuelle und aggressive Regungen unbewußt machen wollen. Die Persönlichkeit zeichnet sich durch Perfektionismus, Ehrgeiz, Sauberkeit und Übergewissenhaftigkeit aus. In der Familienstruktur tritt oft eine dominante Mutter auf.

Bei der Bulimie (Freß-Kotz-Sucht; Epidemiologie: 4.5% der Frauen und .4% der Männer; Beginn in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter; bei 50% geht eine Anorexie voraus) wechseln sich Phasen von Hunger- und Eßattaken mit Erbrechen ab. Auffällig ist auch eine andauernde, übertriebene Beschäftigung mit Figur und Gewicht. Es besteht ein Verlust der Fähigkeit, Körpersignale wahrzunehmen und eine gestörte Körperwahrnehmung. Hohe Korrelation mit Depression, Sucht und Suizidversuchen. Der Grundkonflikt besteht zwischen dem Verlangen nach Geliebtwerden und aggressiven Tendenzen. Das Essen stellt eine Ersatzbefriedigung für versagte emotionale Handlungen dar. Folgende Symptome werden oft genannt: Depression, Angst, schwierige Beziehungen zu den Eltern, Gehemmtheit, geringe Frustrationstoleranz, hohes Bildungsniveau. Therapie medikamentös (Antidepressiva, wenige wirksam); Verhaltenstherapie und Ernährungs- und Streßmanagement.

* Schluckstörungen

Schluckstörungen beruhen auf einer unbewußten Ablehnung der Einverleibung.

Ärophagie: Luftschlucken, hat Protestcharakter (tief verankerte Insuffizienzgefühle, Kompensation durch innere Anstrengung);

Globusgefühl: Verkrampfung der oberen Speiseröhre, vorübergehend )bei Frauen oft bei sexuellen Konflikten);

Cardiospasmus: Verkrampfung der unteren Speiseröhre, relativ schwer heilbar (Bereitstellung zum Handlungsbruchstück nicht schlucken können);

Nervöses Erbrechen: Ekel- und Schuldgefühle gegen oral-possesive/aggressive Strebungen (Bereitstellungskrankheit, die sekundär zur Ausdruckskrankheit wird).

* Störungen des Gastrointestinaltrakts

Neurotische Magenfunktionsstörungen (Reizmagen) hängen von der Stimmungslage ab; konflikthafte Erlebnisse und psychophysische Belastungen schlagen sich auf den Magen. Folgende Symptome treten auf:

funktionelle gastritische Beschwerden ohne organischen Befund;

Druck- und Völlegefühl;

Appetitlosigkeit;

Unverträglichkeit von Lebensmitteln;

chronischer Verlauf.

Störungen des Gastrointestinaltraktes werden als ulcus pepticum bezeichnet; es liegt eine Selbstandauung der Magenschleimwand vor. Nach GLATZEL ist ein bestimmter Charaktertyp davon betroffen: Die Kranken sind einerseits sensibel, verletzlich und erregbar, andererseits ehrgeizig, geltungssüchtig und aggressiv. Nach ALEXANDER besteht ein Konflikt zwischen dem Wunsch, in einer abhängigen infantilen Situation zu verbleiben und dem erwachsenen Ich, das nach Unabhängigkeit strebt. Durch Regression in die orale Phase verschiebt sich der Wunsch, geliebt zu werden, in den Wunsch, gefüttert zu werden. Die Magenfunktionen werden aktiviert und es kommt zu Dauersekretion und Schleimhautschädigung. Kommt eine erworbene oder konstitutionelle Schwäche des Magens hinzu, entwickelt der Kranke einen Ulcus.

Zur Ausbildung eines Ulcus bedarf es außerdem noch eines konstitutionellen Faktors und einer speziellen Psychodynamik (verdrängte oralrezeptive und oral-aggressive Tendenzen). Streß scheint sich auf das Auftreten von akuten Ulcera ebenfalls auszuwirken. Im Gegensatz zum aktiven überkompensierenden, meist jüngeren hyperuciden Typ (meist ulcus duodeni) gibt es den passiven meist älteren Magenkranken (ulcus ventriculi), einen leistungsarmen Typ, der auf jede Versagung mit Magenbeschwerden reagiert.

Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür): Eine Erhöhung der Magensaftsäure führt zu Nüchternschmerz bei häufigen Tagesschwankungen. Die betroffene Persönlichkeit zeichnet sich durch verstärkte agressive Mechanismen aus.

Ulcus ventriculi (Magengeschwür): Die Magenschleimwand ist zu schwach (der Säurespiegel ist nicht erhöht); Schmerzen treten direkt nach dem Essen auf. Bei den betroffenen Persönlichkeiten sind die defensiven Mechanismen zu schwach.

Bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren konnten durch Psychoanalyse Rückfälle verhindert werden. Die Sekretion der Magensäure ist durch Biofeedback und operante Konditionierung zu beeinflussen. Hilfreich sind auch spannungsreduzierende Techniken in Gegenwart der angstauslösenden Reize.

Störungen der Ausscheidungsfunktionen

Bei Diarrhoe oder Kolitis werden täglich kleinere oder größere Mengen flüssigen Stuhls ausgeschieden. Ein Konflikt zwischen Abhängigkeit und Aktivität (Unterwerfung und Hingabe) liegt dem zugrunde. Der Patient will die erhaltene Fürsorge mit dem infantilen Geschenk des Darminhaltes kompensieren anstelle durch reale Leistungen.

Colitis ulcerosa (Epidemiologie: Erkrankungsbeginn zwischen 20 und 40 Jahren, 0.2-0.3%) führt infolge von Geschwürbildungen im Dickdarmbereich zu schwerem Durchfall mit Blut, Schleim und Eiter; eventuell von Fieber begleitet. Ursachen sind Vererbung, Ernährung (weißer Zucker), eventuell Störungen der körpereigenen Immunabwehr und psychische Belastungen. Auslöser sind Objekt-Verlust-Erlebnisse. Die Mutter ist oft kontrollierend und herrschsüchtig; gestörte psychosexuelle Entwicklung. Der Grundkonflikt besteht in schweren psychischen Schädigungen, Depression, Aggressionen gegen sich selbt, Fixierungen auf der analen Stufe. Die Mutter blockiert die Strebungen des Kindes nach eigener Entzwicklung und deshalb werden die aggressiven Äußerungen des Kindes unterdrückt oder die Zuneigung der Mutter wird durch besondere Geschenke immer wieder erkauft. Die Therapie besteht in dem Aufbau einer Beziehung zum Patienten, in der der Therapeut die Rolle einer Schlüsselfigur übernimmt und dann versucht, die Selbstständigkeit des Patienten zu fördern. Auch Einsatz von autogenem Training, Hypnose, Katathymen Bilderleben und Krankengymnastik. Vor allem streßreduzierende Gespräche können helfen. In einer Untersuchung konnte noch nach 22 Jahren ein positiver Einfluiß von Psychoanalyse nachgewiesen werden.

Morbus Crohn (Epidemiologie: Inzidenz 4-9 pro 100.000 EW und Jahr, Haupterkrankungsalter 20-30 Jahre): ist ein entzündliche Darmerkrankung mit bis heute ungeklärter Äthiologie, die vor allem das untere Ileum (Krummdarm) und das Colon ascendens (Teil des Dickdarms) befällt. Der Verlauf ist chronisch oder in Schüben wiederkehrend. Es kommt zu Fistelbildungen im Bereich des Blinddarms und in der Analregion; es bilden sich narbige Verengungen. Es treten auch diffuse oder lokalisierte Beschwerden im Bauch auf. Die Krankheit kann lange Zeit unbemerkt sein, da die Schmerzen oft uncharakteristisch sind (Übelkeit, Brechreiz). Durchfälle mit Schleim oder auch Blut wechseln mit Verstopfung oder auch normalem Stuhlgang. Es kommt zu Gewichtsabnahme. Es scheint eine genetische Disposition vorzuliegen. Möglicherweise entsteht die Entzündung des Darmes durch eine Immunreaktion gegen Bestandteile des Sekrets der Bauchspeicheldrüse. Erhöhter Verbrauch von Zucker und Stärke kann auch beitragen. Insbesondere Coping, das durch Aktivität und Problemorientiertheit geprägt ist, erweist sich als guter Indikator für eine relativ günstige Entzündungsdauer. Als psychosoziale Faktoren werden belastende Lebensereignisse (Verlust und Enttäuschung) und soziale Unterstützung bei der Streßbewältigung genannt. Möglicherweise aggressionsgehemmte Persönlichkeit.

Obstipation (Verstopfung) kann durch erlebte Versagung, Enttäuschung oder Zurückweisung ausgelöst werden. Die betroffene Persönlichkeit ist meist depressiv, gehemmt, mißtrauisch, geizig und zwanghaft ("Ich gebe niemanden etwas. Ich halte nur auf mich.").

Störungen des Sexualapparates

Sexuelle Hemmungen sind ein Abwehrmechanismus des Ich, denn solange der Geschlechtsverkehr vermieden wird, bleibt der Konflikt verdrängt.

Bei der Impotenz des Mannes besteht der Konflikt darin, daß im Orasmus die Herrschaft des Ich verlorengeht.

Die Frigidität der Frau resultiert aus der Furcht vor Verletzung durch den Penis oder vor Schwangerschaft.

Ejaculatio praecox liegt bei zu kurzem Akt oder passivem Austreten der Samenflüssigkeit vor. Der Samen wird mit Urin identifiziert, der entleert werden muß.

Ejaculatio retarda (verzögerte orgastische Entladung) ist eine gehemmte Ejakulation, aus Angst das Selbst zu verlieren.

Vaginismus bewirkt das Fernhalten oder Einschließen des Penis. Es liegen sadistische-masochistische Tendenzen zugrunde. Ein schmerzhafter Scheidenkrampf ist die äußerste Manifestation der sexuellen Furcht.

Dysmenhorrhoe besteht in physischen und psychischen Störungen bis zu zwei Tagen vor oder bald nach Einsetzen der Menstruationsblutung (Bauchschmerzen, Übelkeit, Depression, ...). Es handelt sich um Ablehnung der Menstruation, eventuell um negative Lernerfahrungen in bezug auf die Weiblichkeit. Psychoanalytisch führen Verlustängste zu regressivem sich innerlich Verschließen und Verkrampfung.

Oligomenorrhoe bezeichnet eine spärliche Menstruation in großen Zeitabständen; sie ist ein Zeichen verzögerter sexueller Reifung oder Ergebnis psychischer Regression.

Amenorrhoe ist die gesteigerte Form der Oligomenorrhoe. Es handelt sich um die Abwehr gegen die weibliche Sexualität mit schmutzigen, schmerzhaften Teilen oder um eingebildete Schwangerschaften (objektive Schwangerschaftsanzeichen ohne medizinische Ursachen; Befriedigung durch Einbildung).

primäre Amenorrhoe (zu spät einsetzende Periode): beim Typus des infantilen Mädchens mit herabgesetzter Libido, das nicht zur Frau werden möchte; oder bei Mädchen mit männlichem, phallischen Selbstbild.

sekundäre Amenorrhoe (vorübergehendes Aussetzen der Periode): Auswirkungen von Schreckensmomenten, Angst und Streß.

Funktionelle Sterilität beruht auf Spasmen der Eileiter und des Gebärmutterhalses, Ausbleiben des Eisprungs oder keinem Verkehr in den fruchtbaren Tagen. Sie beruht auf Ängsten und Feindseligkeitsregungen im Zusammenhang mit dem Gebären bei gleichzeitiger Betonung des Wunsches nach Mutterschaft.

Pseudogravidität (eingebildete Schwangerschaft): kommt häufig bei alleinlebenden, verwitweten oder isolierten Frauen vor; sie ist wunschhaft motiviert oder resultiert aus schuldhaft erlebtem Geschlechtsverkehr.

Störungen der Gelenk- und Skelettmuskulatur

Weichteilrheumatismen sind entzündliche Erkrankungen der Muskulatur und Sehnen außerhalb der Gelenke (Hexenschuß); sie werden oft von den Patienten gering bewertet. Ihnen liegen latente Versorgungswünsche und Tendenzen zu sekundärem Krankheitsgewinn zugrunde.

Arthrosen sind degenerative Gelenkerkrankungen, Gelenkveränderungen aufgrund von Verschleiß oder Trauma.

Arthriden (Epidemiologie: .5-1% der Bevölkerung; Beginn zwischen 20. und 40. Lebensjahr; Frauen sind drei mal häufiger betroffen als Männer; auch niedrigere Schichten sind öfter betroffen) sind entzündliche Gelenkerkrankungen. Es kommt zu einer schmerzhaften Versteifung der Bewegungsmuskulatur aufgrund entzündeten Bindegewebes. Der Verlauf ist chronisch progredient (stetige Verchlechterung) oder chronisch remittierend (Wechsel zwischen ruhiger Phase und Schub). Genese: Es gibt verschiedene Hypothesen: Autoimmunpathogenese; Zusammentreffen einer genetischen Disposition mit einem unbekannten infektiösen Agens; Unterdrückung von Immunreaktionen nach streßreichen Ereignissen. Ein äußerer Anlaß mobilisiert die bisher abgewehrten Aggressionen. Die betroffenen Persönlichkeiten (übergewisenhaft, perfektionsistisch, Aggressionshemmung; masochistisch-depressiver Zug mit Neigung zur Selbstaufopferung) neigten in der Kindheit zu körperlichen Aktivitäten, sind emotional stark beherrscht und durch masochistische Aufopferung herrisch. Auslösend wirken oft körperliche oder psychische Streßsituationen. Die Mutter war oft herrisch, gefühlskalt, aggressiv; der Vater hatte eine unklare Persönlichkeitsstruktur und wird sehr negativ oder sehr positiv beschrieben. Psychodynamik nach ALEXANDER: Verdrängung aufsässiger Tendenzen aufgrund exzesiver Abhängigkeit, die durch übergroße Kontrolle der Eltern erzeugt wird. Ausdruck der Aufsässigkeit in den konkurrierenden Sportarten und Freiluftbeschäftigungen der Kinder; Ausdruck von Feindseligkeit in einer Kombination von "Bedienen und Beherrschen” der Umgebung im späteren Leben. Unterbrechen des erfolgreichen Abfuhrschemas vom Beherrschen der Umwelt durch Bedienen führt zu gesteigertem Muskeltonus und Arthritis.

Rheuma bezeichnet das Kommen und Gehen von Schmerzen, die dazu tendieren, von einer Körperregion zur anderen zu wandern.

* Fettsucht

Die Adipositas stellt den Zustand eines überschießenden Fettgewebewachtums als Folge von gesteigerten Essbedürfnissen dar. Nach der Pull-Hypothese handelt es sich um eine Störung im physiologisch-biochemischen Regelsystem; nach der Push-Hypothese liegen die Signale für die überflüssige Nahrungsaufnahme außerhalb des Körpers. Eine genetische Komponente scheint ebenfalls zu existieren.

METZDORF (1973): Bei Ernährung mit unterschiedlich kalorischer Nahrung, die über einen Food-Dispenser abgegeben wurde, nahmen übergewichtige Personen stets die gleiche Nahrungsmenge auf. Normalgewichtige Personen paßten die Nahrungsmenge dem Energiegehalt an. Nach KATZ (1932) hängt die Nahrungsaufnahme nicht nur vom physiologischen Zustand des Organismus ab, sondern auch von der äußeren Situation.

Nicht befriedigte Liebesbedürfnisse führen zu Ersatzbefriedigung durch Nahrungsaufnahme (Voraussetzung: orale Fixierung); vor allem bei Frauen resultiert eine orale Befriedigung von nicht realisierbarer Liebessehnsucht. Fettsucht entsteht oft durch falsche Lernvorgänge und Gewöhnung. Optimal sind Selbsthilfegruppen. Auslösende Ursachen können Frustration, Verstimmung, hohe Leistungsanforderungen (z.B. Prüfungsvorbereitungen) sein. Oft fand auch in der Kindheit Verwöhnung statt oder falsche Lernvorgänge (auf Ärger etwas essen). Essen zur Verarbeitung von Angst oder emotionalen Störungen. Interne Attribuierung der Frustrierung; dominante Mutter

* Magersucht

Die realtiv häufige Magersucht (15-75 pro 100,000 bei den 15-20 jährigen Mädchen) zeigt sich in Appetitlosigkeit, Nahrungsverweigerung, Erbrechen, Amenhorroe, Obstipation und Gewichtsverlust (> 25% des Sollgewichts). Sie ist unter Umständen lebensbedrohlich. Psychologische Symptome:

Der Krankheitswert des Kräfteverlusts wird geleugnet.

Oft tritt Hyperaktivität und Leistungssucht auf.

Körperschemastörung;

Versuch, Unabhängigkeit vom Körper zur Schau zu tragen;

Angst vor Kontrollverlust;

Kontaktstörung.

Neben psychodynamischen Ursachen werden folgende pathogenen Konzepte aufgeführt:

Psychophysiologie: Hypothalamus-Disposition;

Familiäre Situation (PALAZZOLO): fehlende interpersonale Grenzen, überprotektive Haltung, ausgeprägte Rigidität, Unfähigkeit, Konflikte zu lösen, besondere Kommunikationsstruktur (Qualifizierung eigener und Disqualifizierung fremder Botschaften; keine Übernahme von Verantwortung, sondern Vorschieben äußerer Motive; Allianzen zwischen einzelnen Familienmitgliedern; kein Familienmitglied übernimmt Verantwortung für Fehler);

Prämorbide Persönlichkeit: distanziert, intellektualisierend, überdurchschnittlich intelligent, schüchtern und gehemmt, im Kindesalter überstark angepaßt.

Lebenssituation zum Zietpunkt der Erkrankung: tatsächliche oder phantasierte Trennung von den Eltern; erotische oder sexuelle Versuchungssituation.

Die Psychodynamik wird durch zwei Themen beherrscht:

Abwehr aller weiblichen sexuellen Bedürfnisse (keine Rollenübernahme; Parallelität zwischen Nahrungsaufnahme und Sexualität; Abmagerung führt zur Rückbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale, Amenorrhoe und der erotischen Ausstrahlung);

Kampf um Autonomie (Kampf des Geistes gegen den Trieb; Kampf gegen den Wunsch nach Annäherung an Mutterfigur; Selbstverstärkung einer bestehenden Anorexie durch Zuwendung und Isolation, die als Autonomie gedeutet wird).

Der Spontanverlauf sieht so aus, daß jeweils 1/3 anorektisch bleibt, psychisch schwer erkrankt oder eine Symptomwandlung bzw. Besserung zeigt. Der Behandlungsplan sollte folgende Elemente enthalten:

Konfrontation mit dem Ernst der Erkrankung;

Herstellung einer therapeutischen Beziehung;

stationäre Aufnahme zur Behandlungseinleitung;

Notfallbehandlung;

Wiederauffütterung;

Modifikation des Eßverhaltens;

PA: Veränderung der zugrundeliegenden Motivation;

VT: Systematische Belohnung von Gewichtszunahme; sozialer Kontakt und körperliche Aktivität als Verstärkung;

Familientherapie: Veränderung des Systems Familie.

Atemstörungen

Seufzeratmung tritt bei einer als schwer empfundenen Last oder Leistung auf: Unwillkürlich vertiefte Atemzüge.

Verhaltene Atmung (oft das Gefühl, nicht richtig durchatmen zu können, Atmungskorsett) ist regelmäßig aber oberflächlich; die Patienten sind zurückhaltend und gehemmt; Tendenz des sich Verschließens und der Abwehr.Oft Verbindung mit Herzsymptomatik.

Nervöses Hüsteln kommt bei aggressivem Charakter vor. Ein primär infektiös bedingter Reizhusten wird psychisch fixiert und läuft dann auf einer rein psychischen Schiene weiter.

Das Hyperventilationssyndrom zeigt sich in einer Atmungssteigerung, bei der die in der Lunge ausgetauschte Luftmenge diejenige Größe überschreitet, die für die Aufrechterhaltung einer normalen CO2-Spannung im Blut erforderlich ist. Es ist zu wenige Säure im Blut; es kommt zu Alkaliämie (Taubheitsgefühle, Itzegefühle in der Haut, Prickeln in der Haut um den Mund, Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Schwindel, ...). Beendigung durch Kalziuminjektion oder Rückatmung (in Plastiktüte). Frauen sind drei mal so oft betroffen wie Männer. Neben organischen Ursachen (Lungenerkrankung, Erregbarkeitssteigerungen oder tetanischer Bereitschaft) können auch psychische Faktoren an der Entstehung beteiligt sein: heftige Emotionen; ich-schwache, zu abhängigem Verhalten tendierende Persönlichkeit; neurotische Patienten. Die Prognose ist gut, es kommt aber oft zu Symptomverschiebungen.

* Asthma bronchiale

Ursachen von Astma sind Spasmen der Bronchialmuskulatur, Verdickungen der Bronchialschleimhaut und Hypersekretion. In der BRD sind 1-4% der Bevölkerung betroffen. In etwa 70% der Fälle sind psychologische Faktoren an der Entstehung beteiligt.; insbesondere bei den erkrankten Erwachsenen handelt es sich nur selten um rein psychisch bedingte Leiden. 60% alle Asthmatiker sind Kinder oder Jugendliche unter 17, etwa doppelt so viele Jungen wie Mädchen sind betroffen (bei den Erwachsenen ist die Krankheit dagegen bei beiden Geschlechtern gleich häufig). In einer Untersuchung ergab sich bei 6-14jährigen eine Remissionsrate von 99%; bei Erwaqchsenen betrug sie bei intensiver Medikation 71% nach 6 Monaten und 59% nach einem Jahr.

Die Anfälle können durch psychische, infektiöse und allergische Faktoren ausgelöst werden. Bei Asthma ringen die Patienten um Luft, während sie nicht ausatmen können; es treten Gefühle von Erstickungsangst auf ("Schreien nach der Mutter). In der extremsten Ausprägung, dem Status Asthmaticus kann es zum Tode kommen. Folgende Merkmale sind für die Betroffenen charakteristisch:

Die Mutter ist eine dominierende Bezugsperson (versagend, dominierend, unterdrückt jede kindliche Aggression).

Die Bindung an die Mutter ist von einer starken Ambivalenz zwischen Anziehung und Ablehnung geprägt (symbiotische Verstrickung).

Die Rolle des Vaters ist konfliktvermeidend, er kann dem Kind nicht aus seiner Beziehung zur Mutter heraushelfen;

Häufig Schuldgefühle bei gleichzeitiger Angst vor dem Zurückgewiesen-Werden; können sich die Patienten das eingestehen, tritt oft eine Besserung ein.

Überangepaßtheit.

Unterdrückte Aggressivität, seinem Ärger nicht Luft machen können.

Persönlichkeit und Verhalten:

Überempfindlichkeit gegen Gerüche und schlechtes Benehmen;

Abhängigkeit von der Meinung anderer;

Streben nach Wohlanständigkeit;

Hohe moralische und geistige Forderungen;

Aggressionhemmung;

Mißtrauen, Ansprouchslosigkeit, Genußunfähigkeit.

Auslösend wirken oft Konflikte in dem Bereich Trennung oder Anteilnahme.

Als medizinische Therapie bei der Behandlung eines akuten Anfalls eignet sich ruhiger Zuspruch und das Inhalieren von Corticosteroiden. Zur Anfallsprophylaxe werden oral dilatorische Substanzen verabreicht. Verschiedene Arten der psychologischen Therapie sind möglich: Jacobson-Entspannung führt bei den meisten Kindern über 10 und bei Erwachsenen zu positiven Effekten (zusammen mit Medikation). Biofeedback ist nur bei Allergen-negativen Kindern erfolgreich. Autogenes Training brachte bei 75% von über 10jährigen Besserung. Bei Erwachsenen ist die Prognose insbesondere dann schlecht, wenn hohe Life-Change-Units vorliegen. Wirksam ist eine Kombination aus Medikation und hypnotischer Suggestion (oder systematischer Desensibilisierung).

Nervöse Kopfschmerzen

Nur bei 10% der Kopfschmerzen liegt eine organische Ursache zugrunde. Aufgrund von Überdehnung und starker Füllung der Blutgefäße kommt es zu Kopfschmerzen; sie treten oft bei Leistungsüberforderung und verdrängter Feindseligkeit auf. Man nimmt eine Wechselwirkung von genetischen und psychischen Faktoren an. Die Persönlichkeit ist oft sensitiv, pflichtbewußt, pedantisch, intellektuell, mit analer Charakterstrukur und hohem Leistungsstandard. Der Kopfschmerz tritt bei Frauen auf, wenn sie Triebimpulse aus dem aggressiven oder erotischen Bereich nicht verarbeiten können, aber auch bei Leistungüberforderungen.

Spannungskopfschmerz kann durch Entspannung der Stirnmuskulatur erleichtert werden.Dies ist durch autogenes Training, Hypnose, Desensibilisierung oder EMG-Feedback möglich.

* Migräne

Migräne (6-8% der Bevölkerung) äußert sich in heftigen halbseitigen Kopfschmerzen und Flimmern der Augen, Schwindel und Erbrechen. Der Patient drückt damit eine Haltung des Ekels und der Abwehr aus; es herrscht eine depressiv-reizbare Stimmung. Migräne tritt vor allem in Leistungssituationen auf. Auslöser können klimatische Veränderungen, hormonelle Veränderungenbei Frauen und Nahrungs- und Genußmittel sein, aber auch Streß, Entspannung nach Belastung und starke Emotionen. Auch eine genetische Komponente wird diskutiert. Dioe Persönlichkeit ist gewissenhaft, ehrgeizig, perfektionsistisch, pedantiusch, gründlich, rigide, unermüdlich arbeitend und ordnungsliebend (Neurotiker mit Pflichtbewußtsein).

Bei einer Kombination von Jacobson-Entspannung, Desensibilisierung und Selbstbehauptung sankt die Anfallshäufigkeit um 67% (vor allem die Selbstbehauptungskomponente war effektiv). Biofeedback der Handtemperatur ist wahrscheinlich ebenfalls effektiv.

Herzkreislauferkrankungen

43% der Menscgen sterben an Herz-Kreislauftoden. Wichtig ist eine Einschränkung der Kochsalzzufuhr, Gewichtsabnahme und körperliche Betätigung. Verschiedene Arten der Entspannung können auch helfen.

Herzerkrankungen mit pathologischer Organveränderung

In diese Kategorie fallen erworbene oder angeborene Herzfehler und unregelmäßige Herztätigkeit. Das subjektive Erleben entscheidet über die Schwere des Leidens. Es handelt sich um eine Ausdruckskrankheit.

emotionaler Streß löst oft ein Leiden erst aus;

subjektives Erleben des Herzfehlers kann zu einer Überbewertung relativ harmloser Symptome führen.

Herzerkrankungen ohne pathologische Organveränderung

Bei Herzerkrankungen ohne pathologischer Organveränderung schildern die Patienten beschleunigte oder unregelmäßige Herztätigkeit; es wird oft über Stechen, Bohren und schweren Druck geklagt. Die Persönlichkeit ist depressiv, ängstlich und weist oft Ich-Defekte auf. Es handelt sich um ein funktionelles Syndrom. Die Aufmerksamkeit kreist oft um den eigenen Körper. Praktisch jede Emotion kann hinter den Beschwerden stehen, vor allem auch verdrängte Angst.

Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen sind Tachycardien (Herzjagen) und nervöse Extrasystolen (Poltern). Der Auslöser ist meist Angst. Die Persönlichkeiten neigen zum Rationalisieren. Es ist aber immer eine somatische Verursachung beteiligt. Die Auslösesituation ist oft eine Versuchungssituation, sich seinen Gefühlen hinzugeben, die sich bei Frauen in Frigidität und bei Männern in Ejakulationsschwäche äußert.

Durch ein langes Training (über 100 Stunden) läßt sich auch außerhalb des therapeutischen Settings Kontrolle über den Herzrhythmus erlangen.

Angina Pectoris - Herzinfarkt

Bei Angina Pectoris kommt es zu einer spastischen Mangeldurchblutung der Herzkranzgefäße und zu beschleunigten Verkalkungsprozessen. Die Ursache ist eine anhaltende Spannung und Erregung ohne Entspannung; außerdem fettreiche Ernährung, Nikotin und Bewegungsmangel. Die Persönlichkeit zeigt oft ausgeprägte Rigidität und Abwehr des depressiven Grundkonflikts. Dem Körper wird keine Aufmerksamkeit geschenkt. Oft sind sensible, anlehnungsbedürftige Menschen betroffen, die ihre Gefühle verdrängt haben und zwanghaft an die Leistung gebunden sind.

Typisch ist das Verhalten vom Typ-A nach ROSENMANN: intensives Streben nach schlecht definierten Zielen; Wettbewerbsverhalten; Wunsch nach Anerkennung und Vorwärtskommen; Zeitdruck; außergewöhnliche körperliche und geistige Wachheit. Für diese Personen ist das Risiko eines Herzinfarktes etwa 6-7 mal so hoch.

Kombinierte psychologische Programme sind wahrscheinlich günstig: Entspannung, viscverale Wahrnehmung, Desensibilisierung von Typ-A-Situationen und kognitive Umstrukturierung. Coping-TRaining nach MEICHENBAUM führt zu einer Motrtalität von 3.4% statt 12%.

Psychogener Bluthochdruck

Häufigste Todesursache: 50.8% der Todesfälle in der BRD beruhen auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-systems. Psychogener Bluthochdruck ist bei Angst, Wut und Leistung normal. Bedenklich wird er bei längerem Andauern; dann wird er zur essentiellen Hypertonie. Meist liegt ein Konflikt zwischen passiv-abhängigen und aggressiv-feindseligen Antrieben vor. Es handelt sich um eine typische Bereitstellungskrankheit, die Hypertoniker sind oft dauerangespannte Menschen mit starkem Kontrollbedürfnis. Hypertoniker nehmen in Streßsituationen differenziert und selektiv wahr (Unterdrückung negativer Wahrnehmungen) und besitzen unterschiedliche soziale Verhaltensmuster. Ehrgeiz und Kampf um Erfolg führen zu Vernachlässigung der leib-seelischen Eigenbedürfnisse; positive wie negative Affekte werden zurückgehalten.

Die Bereitstellungen laufen infolge eines intrapsychischen Konflikts (s.o.) leer. Hypertoniker sind häufig in ihrer Jugend sehr aggressiv oder können plötzlich ihre Aggressivität nicht mehr äußern (Verschüchterung, Sanftmut). Therapieformen:

Entspannungstechniken: progressive Muskelrelaxation nach JACOBSON, Biofeedback, meditationsverwandte Verfahren.

Kognitive Verfahren: Modifizierung falscher Verhaltensweisen und Einstellungen durch Selbstinstruktion.

Training des Sozialverhaltens: Entwicklung eines erweiterten Verhaltensrepertoires zum flexiblen Einsatz in sozialen Situationen, insbesondere Einübung des situationsangemessenen Ausdrucks von Gefühlen.

Traditionelle Psychotherapie ist wirkungslos oder hat sogar negative Wirkungen (insbesondere Gruppentherapie). Wegen der Symptomfreiheit ist die Compliance gering. Nur 25% der Patienten, die damit begonnen haben, führen regelmäßig autogenes Training durch; bei diesen Patienten sind weniger (bis gar keine) Medikamente notwendig, solange die Übungen durchgeführt werden. Biofeedback bewirkt nur eine kurzfristige Senkung des Bluthochdrucks.

Hauterkrankungen

Die physiologische Funktion der Haut ist Schutz; die psychologische Bedeutung besteht als Darstellungs-, Kontakt-, Ausdrucksorgan von akuten Gefühlsbewegungen, typischen Verhaltensweisen und chronischen Belastungen.

Neurodermitis (endogenes Ekzem) besteht in Juckreiz und nässenden und blutenden Bläschen am ganzen Körper in der obersten Hautschicht. Meist handelt es sich um ein schubartiges Auftreten von Ekzemen vorwiegend an den Gelenken.In der BRD 1.5 - 2 Mio Betroffene (Prävalenz: 5-15%), 30-50% aller Hautkrankheiten bei Kindern. Sie verschwindet meist nach der Säuglings- oder Kleinkindzeit von selbst. Äthiologie:

Genetische Disposition;

ernährungsbedingte Faktoren (Eier, Milch und Nüsse sind schlecht);

Persönlichkeitsstruktur (manchmal Angst, Aggression und starke Erregbarkeit; Exhibitionismus);

Mutter-Kind-Konflikt (die verweigerte Zuneigung wird durch Kratzen erreicht).

aktuelle Auslöser sind oft kritische Lebensereignisse wie Heirat, Tod des Partners, Umzug, Schulwechsel, usw.; wichtig scheinen aber nicht nur die Ereignisse an sich, sondern vor allem deren Bewertung durch die Betroffenen.

Therapie: Durch suggestive Verfahren Erniedrigung der Hauttemperatur und dadurch Verminderung des Juckreizes. Neurodermitis-schulung zum Ausgleich des Informationsdefizits und zum sicheren Umgang mit der Krankheit.

Psoriasis (Schuppenflechte) zeigt sich in Hautstellen mit silberweißen Schuppen, bei deren Entfernung es zu punktförmigen Blutungen kommt. Etwa 1-2% der Bevölkerung sind betroffen; bei der Hälfte erstes Auftreten zwischen 10. und 30. Lebensjahr. Die Psoriasis verläuft schubartig, ausgelöst durch lokale Entzündungen. Die Genese ist multifaktoriell: Neben genetischen Einflüssen Infektion, Klimaeinflüsse, Stoffwechselstörungen usw. werden auch Störungen der frühkindlichen emotionellen Entwicklung genannt: Abwehr frühkindlicher symbiotischer Wünsche; unbewußte Größenphantasien und exhibitionistisch-narzißtische Tendenzen auf der phallischen und ödipalen Entwicklungsstufe. Die Persönlichkeit ist aggressiv-gehemmt und überangepaßt. Oft entwickelt sich eine Angst vor Ablehung. Alks Therapie können Klimawechsel, Streß-Bewältigungstechniken, Hypnotherapie und andere eingesetzt werden.

Urtikaria (Nesselsucht) liegt vor, wenn am ganzen Körper stark juckende Quaddeln auftreten. Mehr als 1/5 der Bevölkerung ist im Laufe des Lebens betroffen; in 20% aller Fälle liegen psychologische Ursachen vor. Die Genese ist ebenfalls multifaktoriell:

allergisch (5-8%),

physikalische Einwirkungen (15%),

Pseudo-Allergien (27%),

infektiös,

genetisch oder

psychisch (20%).

In der frühkindlichen Beziehung war die Mutter oft überprotektiv oder sehr zurückweisend; aggressive Wünsche gegen die Mutter werden gegen sich selbst gerichtet.

Multiple Sklerose

MS ist die häufigste organiche, chronisch entzündliche Erkrankung des ZNS: Es kommt zu einer Demyelinisierung der Nervenbahnen, die in den meisten Fällen zu Invalidität führt. Lähmungen, Seh- und Sprachstörungen und Gefühlsströrungen an der Hautoberfläche; Störungen des Kurzzzeitgedächtnis, der Konzentration, der Abstraktionsfähigkeit, der Umstellungsfähigtkeit und des Zeitrasters; keine Störung der verbalen Intelligenz. Psychische Merkmale: Verflachung der Persönlichkeit, unbekümmerte Heiterkeit, Euphorie, Herabsetzung der Affektsteuerung, Depression, Demenz. Möglicherweise liegt eine Schädigung bei der Geburt zugrunde. Oft Abwesenheit des Vaters, Berufstätigkeit der Mutter, Flucht und Evakuation. Bei Jungen eine überstarke Mutter-Kind-Beziehung, bei Mädchen mangelnde Erfahrungen an Beziehungen zum anderen Geschlecht. Die Erkrankung stellt den Rückfall in die Hilgflosigkeit der Kindheit und auf das Angewiesensein auf die ursprünglichen familiären Bezugspersonen dar.

Psychotherapie durch Familien- oder Paartherapie, Verhaltenstherapie (zur Verbesserung der sozialen Interaktion und positiven Selbstwahrnehmung); Selbsthilfegrupen und Nachsorgeprogramme. Physiotherapie soll die Selbstständigkeit möglichst erhalten. Durch medizinische Rehabilitation sollen nue Schübe vermieden werden (vor allem durch immunsuppressive Medikamente).


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Last modified 10-29-98