Einführung in die Matrixrechnung

Matrizen

K sei ein beliebiger Zahlenkörper. Eine rechteckige Anordnung der Form

displaymath533

wird Matrix über K oder auch einfach Matrix genannt (wenn K implizit vorgegeben ist), wobei die tex2html_wrap_inline541 Skalare in K sind. Die oben definierte Matrix wird gekennzeichnet durch die Schreibweise tex2html_wrap_inline543 oder kurz durch tex2html_wrap_inline545 .

Die m horizontalen n-Tupel

eqnarray43

sind die Zeilen der Matrix (sie besitzt also m Zeilen mit je n Einträgen); die n vertikalen m-Tupel

displaymath55

sind die Spalten der Matrix (sie besitzt also n Spalten mit je m Einträgen).

Das Element tex2html_wrap_inline541 wird auch das ij-Element oder die ij-Komponente genannt; es erscheint in der i-ten Zeile und in der j-ten Spalte. Eine Matrix mit m Zeilen und n Spalten wird m mal n Matrix genannt, oder auch tex2html_wrap_inline581 Matrix; das Zahlenpaar (m, n) wird als die Größe der Matrix bezeichnet.

Matrizen werden gewöhnlich durch die Großbuchstaben tex2html_wrap_inline585 bezeichnet; die Elemente des Zahlenkörpers K, aus denen sie sich zusammensetzen, werden durch die Kleinbuchstaben tex2html_wrap_inline589 bezeichnet.

DEFINITION: Zwei Matrizen A und B sind gleich, geschrieben A = B, wenn sie die gleiche Größe haben und wenn die korrespondierenden Elemente gleich sind. Demnach ist Gleichheit von zwei tex2html_wrap_inline581 Matrizen äquivalent mit einem System von tex2html_wrap_inline599 Gleichungen (jeweils eine Gleichung für jedes Paar korrespondierender Elemente).

ANMERKUNG: Eine Matrix mit einer Zeile wird Zeilenvektor genannt; eine Matrix mit nur einer Spalte nennt man Spaltenvektor. Insbesondere kann ein Element des Zahlenkörpers K auch als eine tex2html_wrap_inline603 Matrix gesehen werden.

Matrixaddition

Zwei Matrizen lassen sich nur dann addieren, wenn sie die selbe Größe besitzen. Es seien also A und B zwei Matrizen mit gleicher Größe; beides seien tex2html_wrap_inline581 Matrizen:

eqnarray88

Die Summe von A und B, geschrieben A + B, ist diejenige Matrix, die man erhält, wenn man die korrespondierenden Elemente addiert:

displaymath605

Die Summe von Matrizen unterschiedlicher Größe ist nicht definiert.

Skalare Multiplikation

Das Produkt einer Matrix A mit einem Skalar k, geschrieben tex2html_wrap_inline625 oder einfach kA ist diejenige Matrix, die man erhält, wenn jedes Element der Matrix A mit k multipliziert wird:

displaymath619

ANMERKUNG: Es ist zu beachten, daß A + B und kA wiederum tex2html_wrap_inline581 Matrizen sind. Außerdem wird definiert:

(i)
tex2html_wrap_inline639
(ii)
A - B = a + (-B)

Die tex2html_wrap_inline581 Matrix, deren Elemente alle Null sind, also

displaymath154

wird Nullmatrix genannt und wird gekennzeichnet durch 0. Sie ist dem Skalar 0 ähnlich, und zwar insofern, daß für eine beliebige tex2html_wrap_inline581 Matrix tex2html_wrap_inline649 gilt:

displaymath161

Für die Matrixaddition und für die skalare Multiplikation gelten die folgenden Rechenregeln: Es sei V die Menge aller tex2html_wrap_inline581 Matrizen über dem Zahlenkörper K. Dann gilt für beliebige Matrizen tex2html_wrap_inline657 und für beliebige Skalare tex2html_wrap_inline659 :

(i)
(A + B) + C = A + (B + C)
(ii)
A + 0 = A
(iii)
A + (-A) = 0
(iv)
A + B = B + A
(v)
tex2html_wrap_inline669
(vi)
tex2html_wrap_inline671
(vii)
tex2html_wrap_inline673
(viii)
tex2html_wrap_inline675 und tex2html_wrap_inline677

Matrixmultiplikation

Wir gehen zunächst vom einfacheren Fall der Vektormultiplikation aus: Es wird angenommen, die Vektoren tex2html_wrap_inline679 und tex2html_wrap_inline681 sind Elemente des n-dimensionalen Raumes tex2html_wrap_inline685 ; A werde durch einen Zeilenvektor und B durch einen Spaltenvektor repräsentiert. Dann läßt sich deren Vektorprodukt finden, indem man die Matrizen folgendermaßen kombiniert:

displaymath170

Für den allgemeineren Fall der Matrixmultiplikation geht man nun von einer tex2html_wrap_inline691 Matrix A und einer tex2html_wrap_inline695 Matrix B aus:

eqnarray175

Definiert man tex2html_wrap_inline699 als den i-ten Zeilenvektor von A und tex2html_wrap_inline705 als den j-ten Spaltenvektor von B, so kann man auch schreiben:

displaymath202

Dann erhält man als Produkt AB eine tex2html_wrap_inline581 Matrix, deren ij-tes Element jeweils durch die Multiplikation der i-ten Zeile tex2html_wrap_inline699 von A mit der j-ten Spalte tex2html_wrap_inline705 von B zu erhalten ist:

displaymath209

Hier sei nochmals das Produkt ausführlich hingeschrieben: AB =

eqnarray214

wobei gilt tex2html_wrap_inline731 .

Es werden also immer Elemente aus Zeilen der ersten Matrix mit Elementen aus Spalten der zweiten Matrix multipliziert und dann wird aufsummiert. Um sich diese Vorgehensweise besser merken zu können, sollte man sich das Wort Zeitschriften einprägen: Zeilen werden mit Schpalten multipliziert.

WICHTIG: Es sei betont, daß das Produkt AB nicht definiert ist, wenn A eine tex2html_wrap_inline691 Matrix und B eine tex2html_wrap_inline741 Matrix ist, wobei tex2html_wrap_inline743 gilt.

Die Matrixmultiplikation ist nicht komutativ ist, d.h. die Produkte AB und BA müssen nicht gleich sein. Für die Matrixmultiplikation müssen aber die folgenden Rechenregeln gelten:

(i)
(AB) C = A (B C) (Assoziativgesetz)
(ii)
A(B + C) = AB + AC (linkes Distributivgesetz)
(iii)
(B + C) A = BA + CA (rechtes Distributivgesetz)
(iv)
k(AB) = (kA)B = A(kB), wobei k ein Skalar ist.
(v)
0A = 0 und B0 = 0, wobei 0 die Nullmatrix ist.

Transponierte

Die Transponierte einer Matrix A, geschrieben tex2html_wrap_inline765 , ist diejenige Matrix, die man erhält, wenn man die Zeilen von A als Spalten schreibt, und zwar folgendermaßen:

displaymath273

Dabei ist zu beachten, daß tex2html_wrap_inline765 eine tex2html_wrap_inline771 Matrix ist, wenn A eine tex2html_wrap_inline581 Matrix ist.

BEISPIEL:

displaymath300

Das Transponieren von Matrizen unterliegt den folgenden Rechenregeln:

(i)
tex2html_wrap_inline777
(ii)
tex2html_wrap_inline779
(iii)
tex2html_wrap_inline781 , wobei k ein Skalar ist
(iv)
tex2html_wrap_inline785

Quadratische Matrizen

DEFINITION: Eine Matrix, die die gleiche Zahl an Zeilen und Spalten besitzt, heißt eine quadratische Matrix. Eine Matrix mit n Zeilen und n Spalten heißt eine Matrix der Ordnung n oder auch n-Quadrat-Matrix. Die Diagonale (oder auch Hauptdiagonale) der n-Quadrat-Matrix tex2html_wrap_inline649 besteht aus den Elementen tex2html_wrap_inline799 .

Eine obere Dreiecksmatrix ist eine quadratische Matrix, deren Elemente unterhalb der Hauptdiagonalen Null sind:

displaymath323

Eine untere Dreiecksmatrix ist eine quadratische Matrix, deren Elemente oberhalb der Hauptdiagonalen Null sind. Eine Diagonalmatrix ist eine quadratische Matrix, deren nichtdiagonale Elemente alle Null sind:

displaymath346

Eine besondere Matrix ist die n-Quadrat-Matrix mit Einsen auf der Hauptdiagonalen und überall sonst Nullen; sie wird mit tex2html_wrap_inline803 oder einfach mit I bezeichnet. Diese Matrix heißt Einheitsmatrix; sie kann beispielsweise folgendermaßen aussehen:

displaymath362

Diese Matrix verhält sich bei Berechnungen ähnlich wie das Skalar 1: Es gilt für jede n-Quadrat-Matrix A:

displaymath367

Die Matrix kI heißt Skalarmatrix (wobei für den Skalar tex2html_wrap_inline813 gelten muß); dabei handelt es sich um eine Diagonalmatrix, deren Diagonalelemente alle gleich k sind.

Determinanten

Jeder quadratischen Matrix kann man auf bestimmte Weise einen Skalar zuordnen, der die Determinante der Matrix genannt wird. Für die Determinante einer Matrix A schreibt man tex2html_wrap_inline821 oder auch tex2html_wrap_inline823 .

Die Determinante der n-quadratischen Matrix tex2html_wrap_inline649 heißt von der Ordnung n und wird häufig bezeichnet mit

displaymath817

ACHTUNG: Eine quadratische Anordnung von skalaren Größen, dir von senkrechten Strichen eingeschlossen wird, ist nicht eine Matrix, sondern der Skalar, der der entsprechenden Matrix zugeordnet ist.

Man kann Determinanten beispielsweise zur Bestimmung des Ranges einer Matrix, zur Berechnung der Inversen einer Matrix und bei der Lösung linearer Gleichungssysteme benutzen; auch für die Theorie der Eigenwerte sind sie unentbehrlich. Zu ihrer Bestimmung ist allerdings ein enormer Rechenaufwand notwendig.

An dieser Stelle möchte ich jetzt nur die Formeln zur Berechnung der Determinanten von quadratischen Matrizen der Dimensionen 1 bis 3 vorstellen:

Die Determinante einer tex2html_wrap_inline603 -Matrix tex2html_wrap_inline833 ist der Skalar tex2html_wrap_inline835 selbst:

displaymath391

Die Determinante einer tex2html_wrap_inline837 -Matrix tex2html_wrap_inline839 berechnet sich nach der folgenden Formel:

displaymath402

Die Determinante einer tex2html_wrap_inline841 -Matrix tex2html_wrap_inline843 berechnet sich nach der folgenden Formel:

eqnarray428

Invertierbare Matrizen

Wenn für eine gegebene Matrix A eine Matrix B derart existiert, daß AB = BA = I gilt, dann heißt B eine Inverse von A und wird mit tex2html_wrap_inline855 bezeichnet.

Die Berechnung der Inversen ist relativ kompliziert; wir wollen sie hier nur für den Fall einer tex2html_wrap_inline837 -Matrix tex2html_wrap_inline859 betrachten: Wir suchen die Skalare x, y, z, w so, daß gilt:

displaymath466

oder

displaymath477

Diese Gleichung entspricht den beiden folgenden Systemen von linearen Gleichungen mit zwei Unbekannten:

displaymath485

Wenn man nun noch die Determinante tex2html_wrap_inline821 definiert als

displaymath493

dann haben die oben dargestellten Gleichungen - wenn tex2html_wrap_inline865 gilt - die folgenden eindeutigen Lösungen:

eqnarray495

Somit gilt also:

displaymath513


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Last modified 10-30-98