Farbfehlsichtigkeit

Im Grunde genommen hat jeder Mensch seine eigene, individuelle Farbmetrik: Die Farbgleichungen, auf denen eine Farbmetrik aufbaut, sind ja in Wirklichkeit immer nur für ein einziges Individuum gültig. Die Gesetzmäßigkeiten gelten aber für alle Menschen; deshalb kann man für jedes Individuum eine Farbmetrik aufstellen, die sich von der allgemeinen nur durch die Zahlenwerte unterscheidet.

Man kann allerdings zwischen Farbnormalsichtigen und Farbfehlsichtigen unterscheiden: Die Farbnormalsichtigen (ca. 95 % aller Menschen) stimmen in ihrer Farbmetrik weitgehend überein, während sich die Farbfehlsichtigen deutlich von dieser normalen Farbmetrik abheben.

Monochromaten

Als (total) Farbenblinde oder Monochromaten bezeichnet man Menschen, die gar keine bunten Farben wahrnehmen, sondern nur Helligkeitsunterschiede. Dabei treten zwei Varianten auf:

Dichromaten

Bei der restlichen Gruppe der Farbfehlsichtigen, bei den Dichromaten, zeigt sich, daß sie bei der Bestimmung der Spektralwertkurven nur zwei solcher Kurven produzieren. Hierbei kann man drei Arten unterscheiden:

Dichromaten verwechseln also eine ganze Reihe von Farben, die für den Normalen verschieden sind. Sucht man in der Normfarbtafel die Farbörter dieser vom Dichromaten zu einer vorgegebenen Farbe als gleich eingestelten Farben, so entdeckt man, daß sie stets auf einer Geraden liegen. Alle so gefundenen Geraden schneiden sich im selben Punkt. Die Schnittpunkte dieser Linien geben die Fehlfarbenpunkte der Dichromaten an und damit die Farbörter der Grundvalenzen des Farbensehens.

Farbanomalien

Für anomale Trichromaten führen andere Farbreiz-Paare zu bedingt-gleichen Farben als für normale Trichromaten. Ihnen fehlt keine der Grundspektralwertkurven, aber jeweils eine von ihnen verläuft bei ihnen anders als bei normalen Trichromaten. Man unterscheidet auch hier wieder drei Typen, je nachdem, auf welcher Schar von Verwechslungslinien die eingestellte und die vorgegebene Farbwe liegen:

Dabei ist die jeweilige Kurve nicht einfach bei allen Wellenlängen um einen konstanten Faktor in der Höhe vermindert (das ergäbe keinen gegenüber dem Normalen verschobenen Farbort), sondern sie ist irgendwie deformiert. Es ist anzunehmen, daß jeweils einer der drei Zapfensehstoffe verändert ist und damit eine andere spektrale Empfindlichkeitskurve besitzt.

Das Anomaloskop: Da praktisch nur Proto- und Deutero-Formen der Farbfehlsichtigkeit vorkommen, kann Farbfehlsichtigkeit durch das Verhalten bei dem Farbmatch von gelbem Natrium-Lichts ( tex2html_wrap_inline86 nm) mit einer additiven Mischung von rotem Lithium-Licht ( tex2html_wrap_inline88 nm) mit grünem Thallium-Licht ( tex2html_wrap_inline90 nm) überprüft werden. Der Prüfling hat die Aufgabe, in einem Anomaloskop die obere Hälfte des waagerecht geteilten Gesichtsfeldes, in der die Rot-Grün-Mischung erscheint, im Buntton dem Gelb der unteren Gesichtshälfte durch Drehen einer die Mischung verändernden Schraube genau gleich zu machen.

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Theoretische Überlegungen

Für jede Art von Dichromatismus läßt sich in einem Farbmischungs-Experiment ein Tripel von Primärfarben finden, bei dem eine der Primärfarben über das gesamte Spektrum hinweg immer den Wert Null annimmt. Das erste Grassmannsche Gesetz nimmt dann folgende Form an:

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Dies bedeutet, daß für Dichromaten alle Farben, die die selben Koordinaten tex2html_wrap_inline92 und tex2html_wrap_inline94 besitzen, ununterscheidbar sind. Dies gilt eben auch dann, wenn normale Trichromaten noch Unterscheidungen aufgrund der dritten Komponente tex2html_wrap_inline96 treffen können. Zwei Farben mit den Koordinaten tex2html_wrap_inline92 und tex2html_wrap_inline94 bzw. tex2html_wrap_inline102 und tex2html_wrap_inline104 sind dann bezüglich ihres Farbtons ununterscheidbar, wenn

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Zwei Farben können von Dichromaten also schon dann nicht mehr unterschieden werden, wenn das Verhältnis ihrer Farbkomponenten identisch ist: tex2html_wrap_inline106 .

Experimente zum Farbabgleich

Problematisch an diesen Untersuchungen ist, daß je nach verwendeter Methode etwas unterschiedliche Ergebnisse erzielt weredn; es existiert (noch) keine Theorie darüber, warum die verschiedenen Methoden zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.


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Last modified 10-30-98